11.Workshop Beilngries 15./16.11.2013

Auf dem Programm stand am Freitagnachmittag der Vortrag von Annette Schmidt "In Ihren Worten liegt die Kraft: Sprechende Prophylaxe. Ihr Lächeln entfesselt - Das Banale tritt als das Reizvolle auf."
In diesem Sinne referierte Annette Schmidt anschaulich über die Kommunikation mit dem Patienten in der Praxis und begeisterte ihre Zuhörer, die alle "im Biofilmmanagement tätig" sind:

Prophylaxe ist mehr als die Professionelle Zahnreinigung. Prophylaxe, die Basis für die Zahnheilkunde, betrifft den ganzen Mund.

  • Wer erfolgreich kommuniziert, kennt sich beziehungsweise ihre eigene Ausstrahlung gut und kann diese bewusst steuern,
  • versteht andere Denkweisen und Gefühle
  • fasst klare und folgerichtige Gedanken
  • ist kreativ und souverän
  • drückt sich gewandt und angepasst aus

 

Anschaulich zeigte die Referentin ihren Zuhörern auf, wie sie ihre Patienten für eine bessere Mundhygiene motivieren können. Es ist jedoch zu beachten, dass Veränderungen im Verhalten unserer Patienten Zeit benötigen. Dabei ist es wichtig, auf die Grundbedürfnisse des Menschen, Anerkennung und Sicherheit, einzugehen. Der Patient entscheidet zu großen Teilen aus dem Bauch heraus:
"Sprich sein Gefühl an, du sparst dir 1000 Worte!"
Dabei sind "Warum"-Fragen hinderlich, der Einstieg mit "Was ist Ihnen wichtig?" hingegen förderlich. Besser klug fragen als klug antworten!

Die Prophylaxe-Fachkräfte sollen beim Patienten einen EINdruck hinterlassen. Eine einzige neue Erkenntnis soll bei unseren Patienten hängen bleiben. Deshalb ist es kontraproduktiv, den Patienten mit zu vielen Fakten und Anweisungen zu konfrontieren.

Die Prophylaxe hat zwar immer das gleiche Ziel, die Referentin lehnt aber eine Einheitsprophylaxe für alle Patienten ab. Sie muss individuell auf den Patienten abgestimmt sein und dieser muss seine "mehr Lebensqualität" durch zahnärztliche Prophylaxe für sich selbst erkennen.

Außerdem wurden verschiedene Fluoridierungs-Maßnahmen und Chlorhexidin-Anwendungen im Forum lebhaft diskutiert.



Am Samstagmorgen startete Dr. Thomas Klinke, Oberarzt an der Universität Greifswald mit seinem Vortrag "Der alternde Patient. Pflege und Therapie zur Erhaltung der Mundgesundheit".
Die im Alter zunehmenden Risiken Sekundär- und Wurzel-Karies wurden behandelt.

Anschließend erklärte Dr. Klinke die Ursachen für einen trockenen Mund beim alternden Patienten:

  • Einnahme von Medikamenten (Anticholinergika, Atropin, Hyoscyamin, Diuretika, Psychopharmaka
  • Erkrankungen (Sialadenitis, Sjögren-Syndrom, Sicca-Syndrom, Heerfordt-Syndrom)
  • zu wenig Trinken

Der Referent schlägt vor, die hoch betagten Patienten nicht nach kalendarischem Alter, sondern in folgende drei Gruppen einzuteilen:

  • go-go: die "jungen Alten", gut mobil
  • slow-go: leichte Handicaps, zum Beispiel mit Rollator unterwegs
  • no-go: starke Funktionseinschränkungen, pflegebedürftig, sie haben kaum einen Zugang zu den Prophylaxe-Programmen in den Zahnarzt-Praxen

Vor allem bei Patienten der no-go-Gruppe soll die zahnmedizinische Versorgung realistisch und realisierbar sein.

Bei älteren Patienten sind die Behandlungszeiten zu reduzieren, an eine geeignete Nachsorge ist zu denken, wie auch an die Möglichkeit einer plötzlichen Verschlechterung der Lebensumstände. Außerdem erfuhren die Zuhörer die Besonderheiten eines Therapiegesprächs mit alternden Patienten:

  • angemessene Lautstärke
  • keine Nebengeräusche
  • kurze Sätze
  • Gesagtes bildlich oder am Modell demonstrieren
  • auf non-verbale Reaktion achten

Anschließend referierte Dr. Klinke über die Mundpflege in der Pflege. Dabei wurden die Eigenschaften und Vorteile von MicroSilver in der Zahnpaste erklärt, sowie Polyhexanid in Mundspüllösungen. Nach Dr. Klinke sollte die Dekontamination von multiresistenten Keimen (MRSA) durch Polyhexanid noch weiter untersucht werden.

Am Ende seines Vortrags stellte der Referent eine Altenheim-Studie an sieben Pflegeheimen in Schwerin vor. Möglichkeiten und Grenzen der zahnmedizinischen Versorgung wurden aufgezeigt. Der Aufwand, Patienten im Altenheim zu konsultieren, ist sehr erheblich, vor allem durch die aufwendige Vorbereitungs- und Nacharbeitungszeit.

 

Im dritten Referat stellten Frau Dr. Hanneke de Valk und Herr Kees van den Kieboom die Mikrobiologischen Tests der Firma ADD International vor.
Advanced Dental Diagnostics bietet sechs verschieden Tests an, vorgestellt wurden der Karies-Risiko-Test und der Paro-Bakterien-Test mit neun oder zwanzig Keimen.

Wenn klinisch keine Parodontitis diagnostiziert wird, soll nicht getestet werden. Durch daraus eventuell resultierende Ãœbertherapie kann das stabile Gleichgewicht des Biofilms zerstört werden und in ein neues Gleichgewicht mit "unerwünschten" Bakterien enden.

 

Abschließend folgte der Vortrag von Dr. Katja Vetter "Entwicklung einer integrierten Diagnostikplattform zum parallelen quantitativen Nachweis von elf relevanten Leitkeimen, die bei der Entstehung der Parodontitis eine wichtige Rolle spielen.".
Es handelt sich um ein Projekt der Becit GmbH und des Fraunhofer Instituts, dessen Ziel die Entwicklung einer Patienten nahen Diagnostik bezüglich von elf Parodontitis-Keimen es ist. Das Ergebnis ist dann in 30-60 Minuten verfügbar im Gegensatz zum Zentrallabor mit 3-5 Tagen.

Ein Abstract des Vortrags finden Sie hier.

Dr. Axel Cerny

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