Ein Top Prophylaxe-Seminar: die iTOP-Schulung

Gemeinsam mit unserem Verein hatte die Firma Curaden zur iTOP-Schulung ins ABG-Tagungszentrum eingeladen. Dieser schöne Tagungsort liegt etwas außerhalb von Beilngries über der Altmühl. Hier wird auch unser Prophylaxe-Kongress im März 2018 stattfinden. Die iTOP-Einführungsschulung wurde auf Initiative von Morris Raupp von Curaden gesponsert. Die limitierten Teilnehmerplätze waren bereits Ende März vergeben.

Am Freitagnachmittag machte die Referentin Claudia Berki vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die Teilnehmer zunächst mit der iTOP-Philosophie vertraut. iTOP steht für „individuell Trainierte Oral Prophylaxe“: Individuell für den einzelnen Patienten und die jeweiligen Gegebenheiten durch den Unterweiser ausgesuchte und angepasste Hilfsmittel und Methoden, individuell trainiert in der Übungssituation: nahe gegenübersitzend mit genauer Beobachtung, Korrektur, Zeigen und Führen durch Anfassen und Fühlen – „Touch to teach“(=T2T) in Perfektion!

Zu Beginn erörterte die Referentin auch für die anwesenden Prophylaxe-Profis bereits bekannte Grundlagen: Der Zahnbelag – früher als Plaque heute als Biofilm bezeichnet – ist die Ursache allen (Zahn-)Übels: Karies durch die Milchsäure bildenden Keime (v.a. Streptococcus mutans), Gingivitis und Parodontitis.

Trotz dieser gesicherten Erkenntnisse nimmt die Unterweisung in Mundhygiene im Studium der Zahnmedizin nur einen verschwindend geringen Teil der Ausbildungszeit ein. Bis in die 1980er Jahre war Prophylaxe in Deutschlands Dentalwelt weitgehend unbekannt. Erst mit den Studien von Pionieren wie Axelsson setzte sich die Erkenntnis durch, dass eine effektive Plaquekontrolle durch Mundhygienemaßnahmen die Zahnmedizin vom Reparatur- und Extraktionsmetier zu echter Heilung und Prophylaxe wandeln kann. Aus diesem Paradigmenwechsel heraus gründeten Dr. Herbert Michel und Dr. Werner Habersack 1993 den Verein „Prophylaxe 2000“, der heute als „Zukunft Prophylaxe“ diese hohen Ziele weiter verfolgt.

Bereits 1986 arbeitete Jiri Sedelmayer als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Zahnerhaltung und Parodontologie der Zahn-, Mund- und Kieferklinik des UKE Hamburg. Sein Fokus lag auf Individualprophylaxe, Füllungstherapie und Endodontie. Während der Arbeit mit Studenten entwickelte Sedelmayer, basierend auf den festgestellten Fehlern und Unkenntnissen, die Philosophie von iTOP und die Techniken des „Touch to Teach".  Mit Curaden fand er 1995 den passenden Partner, um seine Vorstellungen von optimalen Interdental- und Mundhygiene-Produkten umsetzen zu können.

Den Feind „Biofilm“ bekämpfen wir durch das Zähneputzen

Wo? Vor allem am Sulcus gingivalis und in den Interdentalräumen. Kauflächen und Glattflächen der Zähne weisen eine gewisse „Selbstreinigung“ auf.

Womit? Die mechanische Reinigung mit Zahnbürste und Interdentalbürsten stehen im Mittelpunkt des iTOP Systems, Zahnpasta und Mundspülungen werden als weniger wichtig erachtet.

Wie? Hier baut iTOP auf ein individuelles, spezielles Programm für jeden Patienten.

Die Auswahl der Hilfsmittel muss akzeptabel, effektiv und atraumatisch sein. Diese Kriterien erfüllen die Curaden Zahnbürsten CS 5460 ultra soft, CS smart und CS 1006 single sowie die Interdentalzahnbürsten CPS prime in besonderem Maße.

Diese Produkte, die Auswahl für den Patienten und ihre richtige Handhabung wurden am Freitag und Samstag in kleinen Gruppen von sechs bis zehn Kursteilnehmern von fünf iTop-Instruktoren mit uns geübt. Dabei lernten wir das T2T-Prinzip (Schleim-)hautnah kennen.

Die Putztechnik ähnelt einer Rüttel- oder Kreistechnik, aber mit entscheidenden Feinheiten, die mit uns trainiert wurden. Überraschend war dabei die große Nähe der Übungsteams und der Instruktoren: Um den richtigen Druck, Winkel, die richtige Bewegung zu erspüren, fassten wir uns gegenseitig in den Mund, arbeiteten wirklich Hands-on und hatten schließlich viel Spaß und einige Aha-Effekte. 

Für die Interdentalbürsten wird jeder Zahnzwischenraum mit der IAP-Sonde (IAP = Interdental Access Probing) individuell gemessen und die Ergebnisse auf dem IAC Bogen für die Patienten-Instruktion und die Erfolgskontrolle visualisiert.

Nach der praktischen Arbeit überprüften die Instruktoren unsere Ergebnisse und gaben wertvolle Hinweise (z. B.: anfangs nicht zu viele verschiedene Größen für den Patienten!).

Resümee:

Wir lernten in einem kompakten Seminar mit dem Schwerpunkt praktische Übungen das innovative iTOP- Prophylaxeprogramm kennen. Dieses System enthält viele gute Denkansätze und Vorgehensweisen. Sicher nicht die einzige Möglichkeit effektiv Mundhygiene zu betreiben, aber in sich schlüssig. Ob sich der einzelne Teilnehmer auf den weitgehenden Verzicht von Zahncreme und damit auf Fluoride, das Putzen nur einmal am Tag und den Verzicht auf Zahnseide einlassen möchte, bleibt meiner Meinung nach diskussionswürdig.

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