6. Fortbildungstage 19./20. März 2010 - Hohenkammer

Am 19./20. März 2010 war unsere Fortbildungsveranstal­tung in neuer Umgebung, nämlich dort, wo Oberbayern am schönsten ist, in Schloss Hohenkammer, wenige Kilometer nördlich von München in einer großartigen Anlage mit lufti­gem Wasserschloss, großzügiger und weitläufiger Anlage mit modernsten Zimmern und einem großen Vortragsraum, beeindruckendem Wellness-Bereich und Biergarten. Der Vorsitzende, Dr. Friedrich Grelle, begrüßte die 170 Tagungs­teilnehmer, die in dieser angenehmen Umgebung gut und konzentriert arbeiten konnten. Die "heiße" Mitternachtsparty mit der Rockband "The Stars", mit unserem Kollegen Dr. Ralph Wimmer am Schlagzeug und mit den alten Songs der Rolling Stones hat bei so manchem Teilnehmer zu Übermü­dung geführt, denn man konnte bei dieser Musik nur unter Zwang aufhören. Selbst der Autor dieses Berichtes ”Dr. Werner Habersack, Gründer der Zukunft Prophylaxe e.V. in Bayern” blieb natürlich bis zum letzten Trommelwirbel dabei.

Prof. Dr. Peter Eickholz, Frankfurt, betonte in seinem Vortrag "Kerle wollt Ihr ewig leben?" die Bedeutung der Dokumentation bei der PAR-Therapie mit einem genauen Status. Um ein Taschenrezidiv zu vermeiden muss unbe­dingt in regelmäßigen Abständen gründlich nachinstrumen­tiert werden. Immer wieder taucht die Diskussion auf, ob eine full-mouth-desinfektion innerhalb von zwei Tagen für den Patienten sinnvoll ist. Aber sein Wunsch, die eigenen Zähne so lange wie möglich zu behalten, bleibt. Dazu muss natürlich bei der systematischen Paro-Therapie eine regel­mäßige Reevaluierung durchgeführt werden, um den therapeutischen Dauererfolg zu sichern. Eine Besserung von schwerer Gingivitis ist ein langsamer Prozess, bei dem sowohl der Behandler als auch der Patient viel Geduld auf­bringen müssen. Schon ein fünf bis zehn Jahre längerer Zahnerhalt ist ein Erfolg gegen die Parodontitis. Ein regel­mäßiger Recall ist allemal billiger als der beste Zahnersatz.

Nach einem kurzen Besuch der umfangreichen Dental­ausstellung trat Prof. Dr. Johannes Einwag mit einem anspruchsvollen Thema vor das Auditorium aus Zahnärzten und zahnmedizinischen Fachassistentinnen: Wurzelkaries - die neue Herausforderung. Einwag, der das zahnärztliche Fortbildungsinstitut in Stuttgart leitet, hat damit viel Erfahrung, denn dort findet die alltägliche Praxis statt. In den letzten zehn Jahren nahm die Wurzelkaries um das Doppelte zu, bei den Senioren sogar um das Dreifache. Er fordert daher die Zahnarztpraxis speziell für Senioren, denn heute haben diese durch die gute Paro-Therapie und die PZR mehr Zähne im Mund. Jetzt erkennen wir Zahnärzte keine Schmelz- sondern nur noch die Dentinkaries im Wurzelbe­reich möglicherweise auch eine Ursache der vielen Paro-­Therapien. Die Ursachen der Wurzelkaries sind vielfältig und hängen vor allem auch mit dem Alter der Patienten zusammen: verminderter Speichelfluss, tiefe Taschen mit Bakterien und Betablocker in der Medikation, die die Dicke der Gingiva innerhalb eines Tages verändert. Bei den Beratungen über die Wirksamkeit elektrischer Schallzahnbürsten ist auf jeden Fall die Einstellung der niedrigsten Stufe zu empfehlen, da sonst zu viel Abrasion entsteht und das Dentin abgebürstet wird. Auf den Dentinflächen sind auch mehr Fluoride notwendig als auf Schmelzflächen.

PD Dr. Gregor Petersilka sprach über die unterstützende Parodontitistherapie - aber die richtige. Wie tief muss man als Zahnarzt oder ZMF in der blutenden Tasche sondieren? Es könnte sinnvoll sein chirurgisch nachzubehandeln, aber es kann auch nutzen ein Pulverstrahlsystem zu verwenden, jedoch nur bis 5 mm Taschentiefe. Ein Zahnarzt muss immer das Diagramm abwägen Zahnverlust gegen Recallfrequenz und Taschensondierungstiefe gegen Attachementverlust. Nachsorge ist nach Petersilka das entscheidende Kriterium, um Zähne länger zu erhalten. Die Mitarbeiterinnen (ZMF) müssen immer eine hohe Qualifikation durch Fortbildung erreichen, was ihnen ja hier in Hohenkammer geboten wird. Nachsorge ist nach ca. 6 -12 Wochen notwendig. Dabei geht es um die eigenen Erfahrungen mit den Patienten in der eigenen Praxis. Auf jeden Fall sollten sechs Sondierungen pro Zahn / Implantat vorgenommen werden.

Aus der Praxis berichtete Dr. Dieter Schütz, Würzburg, für die interessierten Zuhörer, die alle gespannt bis zum letzten Vortrag dabei blieben. PZR - aus der Praxis ist ein schlüs­siges Therapiekonzept nach den wissenschaftlichen Vorträ­gen. Dazu gehört eine straffe Organisation der Praxisab­läufe: von der Untersuchung der Patienten jeden Alters und jeden Risikos, über die Prophylaxemaßnahmen der ZMF und Prophylaxehelferin bis zur Nachsorge der Patienten im regelmäßigen Recall mit persönlichem Anschreiben per SMS. Intern in der Praxis findet ein streng kontrolliertes Fortbildungskonzept mit regelmäßigen Teambesprechun­gen statt. Dies alles führt zu konsequent kontrollierten, zufriedenen und gesunden Patienten.

Prof. Dr. Nicole Arweiler schloss an mit dem Thema "Ist photodynamische Therapie nur Mode?". Der Grund für die Erkrankung ist der Biofilm. der Erkrankungsablauf ist wie folgt: 1. Besiedelung durch paropathogene Bakterienarten, 2. Bestehende Bakterien fungieren als Kontaktvermittler, 3. Bindung von Bakterien an Proteine, 4. Bindung von Speichelproteinen an den Zahn (Pellikelbildung). Trotz intensiver Reinigung können immer wieder lebende Bakterien in den Taschen bleiben. Es findet eine lichtinduzierte Inaktivierung von Mikroorganismen, Zellen und Molekülen statt, wobei sich diese gezielt gegen pathogene Mikroorganismen rich­ten, diese werden dann angefärbt, sensibilisiert und nach Bestrahlung (60 sec pro Tasche) mit Licht geeigneter Wellenlänge und Energiedichte abgetötet. Begleitet von Antibiose und regelmäßigen Nachkontrollen führt diese Methode zur Reduktion der Periodontitis und damit zum Erhalt von gefährdeten Zähnen. Die photodynamische Methode kann auch in der Endodontie mit Erfolg angewandt werden. Der Einsatz verschiedener Geräte muss je nach Einsatzspektrum differenziert werden. Ist, es Mode? Nur wenn es zu längerfristigen Änderungen des Effektes führt wird es ein Klassiker.

Prof. Dr. Holger Jentsch aus Leipzig fuhr fort mit der Fragestellung "Wie viel Plaque vertragen wir?" Er verwies auf die Studie von Prof. Per Axelsson, der als einziger Wissenschaftler auf eine 30 Jahre lang dauernde Studie über den Gesundheitszustand seiner Patienten verweisen konnte. Jentsch untersuchte die Wirkung von PZR, inter­dentalen Zahnhölzern, Zahnseiden und deren regelmäßige Anwendung und kam wieder auf Per Axelsson, der schon in den 1970er Jahren die dauerhafte Zahnreinigung mit Recall und den Einsatz einer DH propagierte, zurück. Nach Jentsch sollte der flächendeckende Einsatz von DHs gefördert werden, da sie es sind, die eine PZR gezielt ausführen könnten, denn Plaque ist ein hochvitales Ökosystem und nicht durch Spray / Spülflüssigkeit entfernbar. Im Laufe des Vortrages wurden mehrere Autoren untersucht, die umfang­reiche Statistiken über die Erfolge von PZR und Parodon­taltherapie erstellt haben.

Bei einer guten Fortbildungsveranstaltung muss jemand das Schlusswort haben, und dies hatte unser Mitglied Dr. Ulrika Monten, Hamburg, mit einer vierjährigen Graduierung in Periodon­tologie. Was konnte sie noch sagen, nach soviel Wissen­schaft? Ulrika Monten wies das Auditorium mit ihrem Thema auf die "lebenslange Nachsorge" unserer Patienten ein­dringlich hin. Der Zahnarzt muss die Lebensumstände seiner Patienten vom Kind über die Schwangerschaft bis zum "alten Patienten" hin scharf im Auge behalten und immer wieder in speziellen Krankheitsfällen gezielt mit einer erfolgreichen Paro-Therapie einsetzen. Ebenso müssen die IP-Richtlinien eingehalten werden, wodurch die Kinder zu einem kariesfreien Gebiss begleitet werden. Somit konnte sie das gesamte Spektrum der modernen prophylaxeorientierten Zahnheilkunde präsentieren und sie kam als Schwedin natürlich wieder auf Per Axelsson zurück und hob besonders seine lebenslange Kontrollstudie über die Therapie der Parodontitis und deren Wirksamkeit auch noch heute hervor. Keiner hat uns so eindrucksvoll bestätigt, wie wichtig die regelmäßige Betreuung und Behandlung unserer Patienten bis hin zu schlimmen Erkrankungen wie Immo­bilität und Lähmungen geworden ist.

Das war natürlich nur ein Auszug aus unserer zweitägigen sehr effektiven Fortbildung. Wollen Sie mehr Informationen, müssten Sie zu unserer nächsten Veranstaltung kommen, die Sie unter www.zukunft-prophylaxe.de finden. Sie sind herzlich dazu eingeladen, am besten als Mitglied des Ver­eins, denn dann haben Sie einige wesentliche Vorteile.

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