4. Fortbildungstage 31. März./01. April 2006 - Kloster Banz

Bereits zum 4. Mal fanden die zweitägigen Fortbildungstage unseres Vereins im Kloster Banz statt, zu der unser Vorsitzender Dr. Friedrich Grelle über siebzig Teilnehmer vor allem aus Süddeutschland begrüßen konnte.

Tagungsthema: Prophylaxe im Alter - Die große Herausforderung

Zum Einstieg wagte sich Prof. Dr. Andreas Filippi, Basel an ein "Tabuthema" der Medizin: "Halitosis". Nachdem 25% der europäischen Bevölkerung darunter leiden und fast 90% davon auf oralen Ursachen beruhen, muss die Therapie vom Zahnarzt ausgehen. Nur eine konsequente Ursachenbehandlung bringt den gewünschten Erfolg: Zahnärztliche Sanierung, Beseitigung von Retentionsstellen, professionelle Zahnreinigung, Parodontaltherapie sowie die Anleitung zur exakten Mundpflege. Ein unverzichtbarer Bestandteil der täglichen Mundhygiene ist immer die Reinigung der Zungenoberfläche. Erst nach Ausschöpfung aller therapeutischen Möglichkeiten sollen andere (vor allem psychische) Ursachen durch ärztliche Kollegen behandelt werden.

"Oma bleibt die Spucke weg". Dr. Hans Peter Huber, Göttingen referierte über die Veränderungen des Speichels beim alternden Menschen. Nach der Erläuterung der funktionellen und organischen Ursachen der Xerostomie zeigte er die Möglichkeiten der Zahnheilkunde auf, die Patienten bei diesen Problemen zu unterstützen. Ausreichende Trinkmengen sowie mechanische und chemische Stimulantien zur Unterstützung der Therapie sind unverzichtbar. Medikamente haben einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung des Speichels, was die Zusammenarbeit mit dem Hausarzt notwendig macht. Kritisch setzte sich der Referent mit den Speichelsurrogaten auseinander, die die Speichelfunktion nicht ersetzen können, sondern von den Patienten eher schlecht bewertet werden.

Dr. Barbara Noack, Dresden gab in ihren Vortrag "Parodontopathien und Genetik" einen Überblick über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung, die sich mit der Aufdeckung von genetischen Risikofaktoren und -indikatoren beschäftigt. Es gibt nach neuesten Forschungsergebnissen kein singuläres PA-Gen, es gibt aber ein genetisches PA-Profil. Genetisch bedingt sind die unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeiten auf parodontale Schadreize. Es gibt nach gegenwärtigem Forschungsstand noch  keine klaren Aussagen darüber, welche Gene für welche Patienten risikobehaftet sind.

Dr. Herbert Michel, Würzburg referierte in einem sehr einprägsamen Übersichtsreferat über die Prophylaxemaßnahmen beim alternden Menschen. Nach einem Überblick über die verschiedenen Formen der Demenz gab er praxisnahe Tipps zum Umgang mit Senioren in der Praxis und bei zahnärztlichen Maßnahmen in Heimen oder in der häuslichen Pflege. Die Aufzeigung der veränderten Motivations- und Instruktionsweisen für den älteren Menschen rundeten den Vortrag ab.

Susanne Graak, Hamburg stellte den Teilnehmern die Methoden und Hilfsmittel vor, die den Senioren die effektive häusliche Zahnpflege erleichtern oder gar erst möglich machen. Das wurde dargestellt auch unter dem Aspekt, dass die Qualität  und die Kompliziertheit der  zahnärztlichen Restaurationen zunimmt und immer mehr eigenen Zähne vorhanden sind, gleichzeitig sich aber durch vermehrte Allgemeinerkrankungen im Alter Veränderungen in der Mundhöhle einstellen. Daher müssen bei der Prophylaxe auch die Instruktionsmaßnahmen und die ganz individuell aufgestellten Prophylaxemaßnahmen eine steigende Rolle spielen.

Prof. Dr. Christoph Dörfer, Kiel beschäftigte sich in seinem Vortrag mit den möglichen Einflüssen von Parodontalkeimen auf Allgemeinerkrankungen. Während bei der Endokarditis ein ursächlicher Zusammenhang mit einer Bakteriämie aus den Zahnfleischtaschen zumindest in 15% gesichert erscheint, ist bei Diabetes, der koronalen Herzerkrankung, bei zerebralen Erkrankungen und bei Problemen in der Schwangerschaft auf Grund der sehr schlechten Datenlage ein Zusammenhang noch nicht gesichert. Es gibt allerdings Indikatoren dafür, dass die Parodontitis einer der modellierenden Faktoren dieser Erkrankungen ist, so dass eine risikoorientierte Therapie und Prävention unerlässlich wird.

Kurt Ochs, Bamberg forderte die Unterstützung der Zahnärzte und Praxismitarbeiter bei der Betreuung von alten Menschen im Pflegeheim ein. Dabei steht im Rahmen der Schaffung eines neuen Pflegeleitbildes die Schulung der Altenpfleger über die speziellen Probleme der Mundpflege im Vordergrund. Gleichzeitig ist die bedarfsorientierte Beratung, Untersuchung und Behandlung der Heimbewohner durch die Zahnärzte unverzichtbar. Das Patenschaftsmodell der BLZK zeigt hier eindeutige Wege auf.

Zum Abschluss der Tagung gab Herbert Prange, Lüneburg in einem kurzweiligen Vortrag den Teilnehmern eine Reihe von psychologischen Tricks mit auf den Weg, wie man im Umgang mit den Patienten Klippen umschiffen und durch verändertes eigenes Verhalten das zwischenmenschliche Klima in der Praxis verbessern kann. Möglichkeiten der Darstellung der Praxis im Sinne einer "Markenbildung" rundeten den Vortrag ab.

Natürlich kam auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Nach einem hervorragenden Abendessen am Freitagabend unterhielt das Duo "Café Sehnsucht" aus Gerolzhofen die Teilnehmer mit sinnlichen und frech-frivolen Liedern über die wichtigste Sache des Lebens - die Liebe.

Wir danken den Sponsoren der Tagung, den Firmen Gaba und ORAL B für die Unterstützung bei der Ausrichtung unserer Tagung, sowie für die großzügigen Präsente für jeden Teilnehmer.

Dr. Ingo Lang

Zurück